Goldumlaufswährung als Endziel
Die Goldumlaufswährung als Endziel neuzeitlicher Währungsreform erfreut sich durchaus nicht des Beifalls aller Welt. Ausländische Theoretiker und Bankfachleute von Ruf legen heute dem Golde zur Last, dass es der Wirtschaft je länger desto weniger genüge. Das Gold sei zu knapp für den Bedarf der Zentralnotenbanken, es sei vollends zu knapp zur Abgabe an den gewöhnlichen Verkehr, weshalb denn auch die meisten neuen Gesetzgebungen den Goldumlauf grundsätzlich ausschlössen. Diese Lehre von dem zu knappen Gold scheint auf den ersten Blick wohl begründet. Tatsächlich ist der Verkehr während des Krieges vollständig entgoldet worden, und infolge der Kriegsverschuldung ist Gold in Menge von Europa nach den Vereinigten Staaten abgeflossen. Daher die sehr einseitige Verteilung der Goldvorräte, die erst in letzter Zeit einige Korrektur erfahren hat. Augenfällig wurde die sogenannte Goldknappheit besonders durch den Wettlauf nach dem Gold, den die zentralen Notenbanken nach ihren verfügbaren Mitteln betreiben, um ihre Goldbestände zu mehren, die Emissionsbasis und ihr Prestige zu stärken. Sieht man den Erscheinungen aber auf den Grund, so zeigt sich, dass das Gold keine Schuld trifft, wenn heute das Angebot der Nachfrage nicht mehr genügt. Die Ursache der Schwierigkeiten liegt tatsächlich nicht in einem Versagen der Goldproduktion, sondern in der masslosen Ueberspannung der Nachfrage nach Gold. Man verlangt vom Golde Unmögliches, wenn man ihm zumutet, die nachwirkenden Sünden der Inflation, die übertriebene Notenausgabe und Krediterweiterung unschädlich zu machen und gleichsam zu legitimieren. Denn es kann den nationalen Zentralnotenbanken selbst durch unablässige Goldrafferei nicht gelingen, den in die vielen Milliarden aufgeblähten Zettelumlauf vollwertig in Gold einlösbar zu machen oder auch nur nach alter Uebung zu einem Drittel zu decken. Daran ist aber nicht das Gold schuld. Einiger kritischer Sinn stellt sich also den Goldmangel wesentlich anders vor als gemeinhin gelehrt und zumeist auch geglaubt wird. Wo, wie in der Schweiz, Kreditexpansion und Inflation sich in bescheidenem Rahmen gehalten haben, sozusagen innerhalb der von der Banktheorie reichlich weitherzig gezogenen Normalgrenzen, da vermag der Hinweis auf angeblichen Goldmangel nicht wankend zu machen. Ebenso wenig Eindruck macht uns die aus ähnlichen Befürchtungen ausgegebene Parole vom zu teuren Gold. Diese Parole mag für finanziell abhängige Staaten gelten, die ihre Abhängigkeit vielleicht auch in ihrer Währung nicht verleugnen können. Die Behauptung jedoch, dass eine gesunde Volkswirtschaft aus Sparsamkeit sich gleichfalls auf alle Zeiten mit Papiergeld bescheiden müsse, ist unhaltbar.