Respekt vor der Geschichte - Was wir von unseren Urvätern lernen könnten
Auszüge aus „Das Schweizerische Geldwesen“ aus dem Jahre 1929
(Wirtschaftlich Publikationen der Züricher Handelskammer)
Vorwort
Es ist noch nicht lange her, dass Entwertung und Zusammenbruch der Valuten ringsum auch in unserem Lande tiefen Eindruck gemacht, ja über weite Bevölkerungskreise schweres Ungemach gebracht haben. Wir leben schnell und haben für wirtschaftliche Ereignisse zumeist ein kurzes Gedächtnis; ist eine noch so heftige Störung annähernd vorbei, so nimmt wieder Neues unser Sinnen in Anspruch. Man könnte sich daher füglich fragen, ob heute das in ruhigere Bahnen gelangte Geldwesen als Gegenstand einlässlicher Erörterungen auch ausserhalb der Fachkreise noch interessiere. Nun kommt uns aber ein äusserer Umstand zustatten. Unser Geldwesen ist neu zu ordnen, und als Staatsbürger haben wir uns darum zu kümmern. Die nachstehenden Darlegungen sollen denn auch vornehmlich der praktischen Orientierung dienen; theoretische Erörterungen treten möglichst zurück. Nirgends mehr als bei der Besprechung von Geldfragen empfiehlt sich zur Vermeidung von Unklarheiten und Missverständnis der stete Hinweis auf die Tatsachen, auf die wirklichen Einrichtungen und Verhältnisse. Von dieser Auffassung geleitet, bestrebt sich unsere Studie unter Heraushebung der bedeutsamsten Erfahrungen der Praxis zu zeigen, wie unser Geldwesen in der Zeit vor dem Weltkrieg und hernach beschaffen gewesen, wie es sich bewährt hat und wohin die Erfahrungen weisen.
Zürich, im November 1929