Original-Rede auf YouTube: http://www.youtube.com/watch?v=q03cWio-zjk
Abschiedsrede vor dem US-Repräsentantenhaus
Heute spreche ich sehr wahrscheinlich das letzte Mal hier im Plenarsaal. Am Ende des Jahres werde ich nach 36 Jahren politischer Tätigkeit das Repräsentantenhaus verlassen, in dem ich 23 Jahre als Abgeordneter wirkte. Meine Ziele waren 1976 die gleichen wie heute: Förderung von Frieden und Wohlstand durch eine strikte Einhaltung der Grundsätze der individuellen Freiheit.
Ich sah voraus, dass die US-Politik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine grosse Finanzkrise heraufbeschwören, der eingeschlagene aussenpolitische Kurs uns überfordern und die nationale Sicherheit untergraben würde.
Um meine Zielsetzung zu erreichen, hätte die Grösse und der Umfang des Regierungsapparats schrumpfen sollen, die Ausgaben hätten reduziert, das Geldsystem geändert werden sollen und wir hätten auf die unhaltbaren Kosten unseres Weltpolizistentums und den Ausbau des amerikanischen Imperiums verzichten müssen.
Die Probleme schienen überwältigend und unlösbar zu sein, aber aus meiner Sicht wäre es ein guter Anfang gewesen, die Bundesregierung würde nur im Rahmen der Verfassung handeln.
Was habe ich erreicht?
Viele würden sagen, dass meine Anwesenheit im Repräsentantenhaus von 1976 bis 2012 in vielerlei Hinsicht wenig Spuren hinterlassen hat. Kein Gesetz, kein Gebäude oder Strasse wurden nach mir benannt – Gott sei Dank! Trotz meiner Bemühungen ist der Regierungsapparat exponentiell gewachsen, die Steuern blieben erdrückend und das Dickicht von unüberschaubaren Gesetzesbestimmungen wucherte weiter. Die Kriege wurden zum Dauerzustand und ohne das Einverständnis des Repräsentantenhauses geführt, die Haushaltsdefizite explodierten, die Armut grassiert und die Abhängigkeit von der Bundesregierung ist jetzt grösser als jemals zuvor in unserer Geschichte.
Niemand kümmerte sich um den enormen Haushaltsdefizite und die ungedeckten Verbindlichkeiten und der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass dies nicht mehr lange so weitergehen kann. Das Schweigen darüber ist eine wichtige, parteiübergreifende Vereinbarung, damit die Ausgaben munter weiter sprudeln. Die eine Partei will die Militärausgaben um keinen Cent kürzen, die andere die Sozialausgaben nicht zurückschrauben, während beide die Rettungsaktionen und Subventionen für die Banken und Wirtschaftsbosse unterstützen. Die Ausgaben bleiben ungezügelt, die Wirtschaft schwächelt und die Abwärtsspirale dreht sich weiter. Das Durchwursteln unserer Regierung beschneidet unsere Freiheiten und unser Reichtum schmilzt wegen der von unserer Aussenpolitik gelegten Feuersbrünste dahin, die uns immer weniger sicher macht.
Das grosse Hindernis für einen echten Wandel in Washington ist die Weigerung anzuerkennen, dass unser Land bankrott ist. Dies führt dazu, dass die Ausgaben ständig steigen, da keine der beiden Parteien die Absicht hat, zu sparen.
Die zur Verfügung sehenden Ressourcen sind aufgebraucht; das Land und das Repräsentantenhaus leben heute in verschiedenen Welten.
Ohne diese Erkenntnis werden die Verschwender in Washington die Fahrt zur „Haushaltsklippe“ fortsetzen, die kommenden Januar viel höher sein wird als erwartet.
Ich habe lange darüber nachgedacht, warum diejenigen von uns, die an die Freiheit als Lösung glauben, die anderen nicht von den Vorteilen dieses Grundsatzes zu überzeugen vermochten. Wenn die Freiheit das ist, was wir behaupten – das Prinzip, das alle persönlichen, sozialen und wirtschaftlichen Entscheidungen schützt, die notwendig für einen maximalen Wohlstand und die beste Chance für den Frieden sind – sollte dieses Argument doch schlagend sein. Die Geschichte hat jedoch gezeigt, dass die Massen sehr empfänglich für Versprechungen der Regierungen sind, die nur selten, wenn überhaupt erfüllt wurden.