Das Horten von monetären Metallen
Das Horten von Gold und Silber ist weit davon entfernt, ein Makel zu sein. Es ist vielmehr ein wesentlicher Bestandteil der Wirtschaft, der die Verfügbarkeit (oder geringere Verfügbarkeit) von Kredit signalisiert. Der Zins ist eng an den Satz der marginalen Zeitpräferenz geknüpft. Wird der Zins unter diesen Satz gedrückt, verkauft der marginale Anleihegläubiger seine Anleihen (ein zukünftiges Gut) und investiert den Erlös in ein aktuelles Gut (Gold). Er wird die Anleihen wieder mit einem Gewinn zurückkaufen und das Gold verkaufen, sobald der Zins über dem Satz der marginalen Zeitpräferenzrate liegt. Das Horten von Gold ist also ein wesentlicher Teil des Mechanismus zum Regeln des Zinses.
Die Unterdrückung gültiger Marktsignale verheisst Ungemach. Eine steigende Goldhortung ist ein Misstrauensvotum ans Bankensystem und an die Regierung, welche die Zinsen zu stark drücken. Es ist das Horten, welches der Zeitpräferenz den Biss verleiht. Während es das Geldsystem gegen eine ungerechtfertigte Ausweitung der Kreditvergabe schützt, erleichtert das Enthorten immer dann die Kreditvergabe, wenn sich die Bedingungen verbessern und die Kreditaufnahme wieder gesundet.
Werden Gold und Silber aus dem Geldsystem eliminiert, so ist das Individuum hilflos und wird zum Opfer der lockeren Kreditpolitik der Banken und der Ausgabefreudigkeit der Regierungen. Die Signale der Wirtschaft werden kurzgeschlossen. Signalen wie dem Zins kann man in diesem Fall nicht mehr trauen. Die Kollateralschäden sind jedoch nicht unmittelbar. Die unerwünschten Folgen der falschen Signale machen sich erst nach einer Verzögerung von mehreren Jahrzehnten, vielleicht sogar nach einem halben Jahrhundert bemerkbar. Paradoxerweise ist eine dieser Folgen Deflation oder im akuten Fall sogar Depression. Durch die Abschaffung des monetären Goldes und Silbers verlor das Kreditsystem nicht nur die Kontrolle über die Quantität, sondern auch über die Qualität. Die Zahl der uneinbringlichen Schulden wird immer grösser.
Der Impuls, Gold zu horten, ist der verborgene Regelmechanismus des Zinses. Leider weigert sich die etablierte Wirtschaft, diese Tatsache anzuerkennen. Sie akzeptiert die Aussage der Federal Reserve, dass der Zins durch Offenmarktgeschäfte in den Anleihenmärkten manipuliert werden könne. Wir werden nun sehen, dass solche Aussagen die Existenz der Anleihe-Spekulanten, welche die Bemühungen der FED zunichte machen, einfach ignorieren. In der Tat werden Offenmarktgeschäfte immer durch Spekulanten durchkreuzt, die auf genau solche Gelegenheiten warten, um risikofreie Gewinne einzufahren.